Senoi & Semangelof

Bei diesen Aufnahmen handelt es sich um einen Teil der Musik zum Film "Senoi + Semangelof" von Fedrigo LeSalaud Anatow. LeSalaud ist ein guter Kerl, er hat wichtige Dinge im Kopf, deshalb ist es unmöglich vorauszusagen ob und wann der Film je erscheinen und ein breiteres Publikum entsetzen wird. Ueber die Handlung des Filmes gibt es noch wenig zu sagen, es kommt alles darin vor, der Wehgesang der Grossmutter im Chor mit den abgestossenen Krähenfedern im Nest, dampfende Leidenschaften, der Kreuzzug der Zinnsoldatenarmee, überhaupt eine breite Auswahl aus der Abenteuertradition:

Beladen mit Kisten, Koffern und seltsamen Geräten ächzten wir Treppen hinauf oder Treppen hinunter, die Nächte verbrachten wir in grotesken Verrenkungen, der Wind wehte kalt oder gar nicht, dann lagen wir schwitzend in den Lastwagen. Wir verbrauchten fünf Gramm roten Pfeffer pro Tag, wir bedeckten alles mit ihm, den Hering, das Brot, die Rüben, unsere Augen tränten und der Körper war eine trockene Röhre

Denn eigentlich wollte Gott die Gemse faul und platt erschaffen, gefrässig würde sie sich im Futter wälzen, gemächlich sich paaren mit ihresgleichen und so weiter. Aber Numenklau durchkreuzte diesen schönen Plan. Boshaft erfand er das Gebirge, seither jagen die Gemsen ausgezehrt auf und ab, sie sind trocken und zäh wie das starrsinnige Gemüse, das sie fressen. Sie haben keine Erinnerung mehr an die frühen Weiden, denn sie sind mit einer seligen Dummheit ausgestattet.

In dieser Zeit hielten wir uns oft bei den Mechanikern auf, das sind fröhliche und geschäftige Menschen. Ich schaute lange meine Hände an, ich hatte zwei, sie sahen normal aus, aber normal wozu, die Finger waren gut, ich konnte sie biegen und strecken, tadellos. Wir wechselten die Klimazonen mit einem Achselzucken. Wir sahen Fische, deren Körper waren so vollendet gebaut, dass sich selbst der Admiral mit wütender Geilheit über Bord stürzte. Wir trafen auch das Volk der Künstler, ab und zu ratterte ihre Maschine und der Schornstein würgte ein paar schwarze Klumpen aus, ergriffen schauten sie zu. Wir verliessen sie schnell wieder, es gab andere Gebiete, über denen flimmerte die Fruchtbarkeit mit unbesorgter Heftigkeit.

Erklärt wird das so: Als Pizlibueb die Welt erschuf, schied er oben von unten. Pauken von Briefbeschwerern, Blaumeisen von Brombeeren, Frösche von Chlorsäure, ja er schied sogar Maulwürfe von Pflugscharen, er konnte nicht mehr aufhören mit dem Unsinn. Numenklau hatte sich das Projekt ganz anders vorgestellt. "Das ist alles Ziegennpisse," sagte er! Er konnte nicht einsehen, wie jemand im Ernst Morcheln von Gnade scheiden wollte. Angewidert spuckte er auf diese zerhäckselte Welt und wechselte die Gegend. Sein fataler Schleim entging im fahlen Dämmerlicht Pizlibuebs Scheidewut. Ungeschieden schnorchelte er im hintersten Winkel der Welt vor sich hin und gebar üble Ideen, wie zum Beispiel den tramontesischen Stumpfschlitzrüssler und die Basspommer.

Das ist grob gesagt der Rahmen der filmischen Handlungen. Er lässt natürlich viele Variationen zu, gerade dafür ist LeSalaud Anatow bekannt. Ich erinnere hier nur an die unsterbliche Arie:

Wie schön bist du, wie schön
An dir ist kein Fehl, lalei, lalei
Gärten brummen in deinen Teichen
ich glaube ich fliege, soll ich?
Oder das berühmte Kyrie Eleison:
Orgien von Engelchören
Numenklau ist tot
ist stummes Fleisch
und wortloser Schleim
ist kaltes Gebein
kommt nie wieder heim.
In meiner Jugend hörten wir diese Sachen zum Frühstück, zusammen mit moralischer Erbauung, wie die Predigt an den Weizen:
Auch ein blindes Korn wird vom
Huhn gefressen
Persönlich schwärmte ich für das Gloria der Schafe:
Wenn der Sommer nicht mehr weit ist
glühen Knösplein allenthalben
schletzen fette Wiesen
unter frühen Schwalben.
Kein Zweifel, wir verdanken LeSalaud Anatow viel. Sollte der Film je zu einem Ende kommen, so hoffen wir

TEXT: FREDI FLÜKIGER